Bericht Thorsten Wroben zum Finale in der Bundesliga in Binz 08.09.2018

10.09.2018

Bericht Thorsten Wroben zum Finale in der Bundesliga in Binz 08.09.2018


Sophia, Lena, Emmie, Lucy

Jonas, Thomas, Johnny, Anthony, Felix

Binz/Buschhütten. Nach langen 3264 Reisekilometern und fünf Rennen der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga hat das EJOT Team TV Buschhütten das anvisierte siebte Deutsche Mannschaftsmeisterschafts-Double in Serie im Ostseebad Binz auf der Insel Rügel am Samstagnachmittag perfekt gemacht. Zum Saisonabschluss holten die EJOT-Athleten bei sehr angenehmen etwa 20 Grad Celsius noch einmal alles aus ihren Körpern heraus und feierten vor den Augen tausender Zuschauer zwei hart erkämpfte Tagessiege am Vortag des Strandräuber Ironman 70.3 Rügen. Mit dem insgesamt neunten DM-Titel bei den Herren ist das Siegerländer Team nun neuer Deutscher Rekordmeister, das Hansgrohe Team Schramberg (acht Titel zwischen 2001 und 2008) wurde überflügelt.

Die Damen konnten bei der Siegerehrung auf der großen Bühne an der Strandpromenade, unweit der bekannten Seebrücke, ihren siebten Meisterschaftsgewinn bejubeln und sich die verdienten Goldmedaillen von den DTU-Verantwortlichen umhängen lassen, bevor auf der After Race-Zeltparty am Strand gemeinsam mit allen Teams weitergefeiert wurde. Anthony Pujades (FRA) mit seinem souveränen Start-Ziel-Sieg bei den Herren sowie Lucy Hall (GBR) mit einem tollen zweiten Platz bei den Damen krönten das herausragende EJOT-Wochenende.

Doch bis dahin mussten die EJOT-Ausdauersportler wieder einmal ihr Nervenkostüm einer kräftigen Belastungsprobe unterziehen. Bei den Männern, die mit Kraichgau-Champion Anthony Pujades (FRA), seinem Landsmann Felix Duchampt, dem für Österreich startenden Thomas Springer, Vorjahres-DM-Einzelgesamtsieger Jonathan Zipf und dem Hademer Jonas Hoffmann ins finale Rennen gingen, machten sich die Verantwortlichen Sorgen um das gesundheitliche Befinden von Zipf und Duchampt. Während bei Zipf der Hals kratzte und er „Ingwer und Zink wie Smarties gegessen" hatte, klagte Duchampt wenige Stunden vor dem Rennen über Magenprobleme.

Die beiden Routiniers bissen aber auf die Zähne und trugen mit starken Darbietungen ihren Anteil zur Verteidigung des Tagessieges von 2017 bei, als erstmals in der 1. Bundesliga in Binz über 750 Meter geschwommen, 19,6 Kilometer Rad gefahren und 5 Kilometer gelaufen wurde.

Die Startnummer Eins trug Pujades in seinem ersten Bundesligarennen auf der Insel Rügen, wo er an der Strandpromenade nach 54:25 Minuten als Erster den Zielbogen durchquerte und somit nach seinem Erfolg beim Saisonauftakt im Kraichgau Anfang Juni, bereits den zweiten Tageserfolg landete. 76 Athleten waren per Landstart im Neoprenanzug - erstmals in dieser Saison überhaupt - in die 19 Grad kalte Ostsee in unmittelbarer Nähe der Seebrücke gesprungen.

Pujades, der als sehr guter Schwimmer bekannt ist, durfte nach etwas über neun Minuten als Erster den "Neo" wieder ausziehen, Lennart Sievers (Triathlon Team DSW Darmstadt), Lars Holenweger (SUI, Team Nikar Heidelberg) und Jonas Breinlinger (KiologIQ Team Saar) folgten ihm zum ersten Wechsel. Pujades und Breinlinger traten sofort mächtig in die Pedale und verschafften sich somit etwas Vorsprung, der aber zur Halbzeit der Radstrecke wieder aufgebraucht war. Holenweger, Sievers, Maximilian Schwetz (KiologIQ Team Saar) und Johannes Vogel (Triathlon Potsdam) schloss auf und das Sextett verschaffte sich im weiteren Verlauf ein komfortables Zeitpolster von fast 60 Sekunden auf das etwa 40-köpfige Hauptfeld.

Zunächst konnten Breinlinger, Schwetz und Vogel dem favorisierten Pujades noch folgen, doch letztlich entwickelte sich ein packendes Duell zwischen dem Franzosen und dem Saarländer Schwetz um den Sieg. Die Vorentscheidung erzwang Pujades eingangs der letzten von vier Laufrunden, als Pujades anzog und Schwetz abreißen lassen und dem Modelathleten den Sieg mit acht Sekunden Vorsprung überlassen musste.
 

Im Siegerinterview machte Pujades deutlich, dass er bei seinem ersten Rennen nach seiner in Münster erlittenen Wadenverletzung nicht genau gewusst habe, wo er aktuell stehe. „Beim Laufen habe ich versucht, Druck zu machen und habe genau auf den passenden Moment gewartet, mich von Maximilian abzusetzen. Ich bin ein bisschen cleverer gewesen", strahlte der sympathische 27-Jährige.

Läuferisch dominierten an diesem Nachmittag gleich drei Buschhüttener. Duchampt verbesserte sich trotz schmerzender Magenkrämpfe dank der besten Laufzeit (15:23 Minuten) auf den dritten Rang, Jonathan Zipf begeisterte seine Anhänger mit der zweitbesten Laufzeit (15:33 Minuten) und einem sehr respektablen sechsten Platz. Die drittbeste Laufzeit wies Champion Pujades (15:52 Minuten) auf.

Thomas Springer, der bereits beim Schwimmstart ins Straucheln gekommen war und bekannte, beim Rennen „komplett keine Kraft" gehabt zu haben, lief als 28. ins Ziel. Jonas Hoffmann, der sich mit seiner Leistung als 33. zufrieden zeigte, von einem guten Wechsel nach dem Schwimmen und von „einem Schritt in die richtige Richtung" sprach, freute sich über die gute Teamdarbietung" und den Sieg seines persönlichen Favoriten Pujades.

Durch die exzellenten Laufleistungen, gerade auch in der letzten Runde, konnte das EJOT-Quartett doch noch den Sieg (Platzziffer 38) mit sechs Platzziffern Vorsprung vor dem jungen KiologIQ Team Saar erringen. In der Abschlusstabelle liegen die Nordsiegerländer mit 99 Punkten (Platzziffer 155) vor den punktgleichen Triathlon Potsdam (Platzziffer 231) und KiologIQ Team Saar (Platzziffer 257, beide 93 Punkte).

In der Einzel-Gesamtwertung der Bundesliga siegte Jorik van Egdom (Triathlon Potsdam) mit 86 Punkten (4 Teilnahmen), der wegen des Weltcup-Finales an der Gold Coast (Australien) Binz ebenso ferngeblieben war wie EJOT-Akteur Lasse Lührs, der mit nur drei Teilnahmen und 64 Punkten exzellenter Zweiter vor Schwetz (63 Punkte) wurde.

Auch bei den Damen mussten die EJOT-Verantwortlichen um den Sportlichen Leiter Marco Göckus, Team-Managerin Sabine Jung und die beiden Team-Betreuer Heiner Stötzel und Andrea Göckus zuvor lange zittern, bevor der Tagessieg perfekt gemacht werden konnte. Sorgenkind war diesmal Stamm-Starterin Emmie Charayron, die mit Air France bereits am Freitag in Berlin-Tegel gelandet war, jedoch dort ihr aufgegebenes Gepäck mit dem Rennrad und sämtlichem Equipment für den Radabschnitt nicht in Empfang konnte. Trotz umfangreicher Kommunikation mit der Fluggesellschaft, traf das Rad auch bis zum Renntag nicht auf der Insel ein und so musste ein anderes, passendes Rad „herbeigezaubert" werden. Da passte es gut, dass die Oma von EJOT-Debütantin Lena Meißner, die in Binz ihre Enkelin unterstützen wollte, noch ein Rad für Charayron mitbringen konnte. Doch dann kam relativ schnell der nächste Schockmoment, denn bei dem schon circa ein Jahr nicht mehr gefahrenen Rad war der Schaltzug gerissen, sodass die Suche von neuem beginnen musste. Durch einen glücklichen Zufall ergab es sich, dass Michelle Braun vom TuS Neukölln Berlin, die wegen einer Erkrankung nicht starten konnte, Charayron ihr Rad freundlicherweise zur Verfügung stellte.

Direkt mit dem Schwimmstart nahm die Britin Lucy Hall, die als eine der schnellsten Schwimmerin weltweit gilt und sogar bei Olympia 2012 in London "First out of the water" war, ihr Herz in die Hand und er schwamm sich einen bemerkenswerten Vorsprung von 14 Sekunden auf Caroline Pohle (Schwalbe Team Krefelder Kanu Klub) und stieg nach 10:13 Minuten vor der Seebrücke aus der frischen, aber dennoch wellenarmen Ostsee.

Meißner (Buschhütten) zeigte wie im Vorjahr, damals noch im Lemgoer Dress, eine sehenswerte Darbietung als Vierte und nahm die Verfolgung auf. Die 26-jährige Hall kämpfte bei ihrem zweiten EJOT-Einsatz bravourös allein gegen den Wind an und baute ihre Führung auf Verfolgerinnen wie Anja Knapp und Zsófia Kovács (beide SG Triathlon Witten) bis auf stolze 25 Sekunden zum zweiten Wechsel aus. Meißner und Charayron, die mit dem Ersatzrad, je länger das Rennen dauerte, immer besser zurecht kam, jagten mit in der ersten Verfolgergruppe durch die Stadt.

Hall lag nach der ersten der vier Laufrunden noch knapp 20 Sekunden vor ihren Verfolgerinnen. In den Runden zwei und drei büßte sie jedoch jeweils zehn Sekunden ein. Die langbeinige Ungarin Kovács schoss von hinten heran und überholte die mutige Olympionikin, die mit ihrer Mutter Julie angereist war und durch ihr famoses Rad Solo die Herzen der begeisterten Zuschauer eroberte, zu Beginn der Schlussrunde. Nach 1:02:18 Stunden machte Kovács somit den Doppelpack nach ihren Tübingen-Triumph perfekt.

Hall verteidigte trotz schwindender Kräfte Rang zwei (1:02:33 Stunden) bis ins Ziel. „Das war nicht mein bestes Schwimmen, auf der Radstrecke war es sehr hart. Die Zuschauer waren unglaublich. Ich bin sehr glücklich mit meinem Ergebnis und freue mich riesig über die Meisterschaft mit dem Team", strahlte Hall, nachdem sie sich etwas von den Strapazen erholt hatte.

Anja Knapp (1:02:42 Stunden) wurde Zweite in Binz und entschied damit wie 2017 die Einzel-Bundesliga-Gesamtwertung zu ihren Gunsten mit 76 Punkten (4 Rennen) vor Emmie Charayron (2500 Euro für Platz zwei), die es bei ebenfalls vier Rennen auf 66 Punkte brachte. Allein 17 Punkte stammten dabei aus Binz für den vierten Rang (1:02:54 Stunden), den sie mit der drittbesten Laufzeit (18:16 Minuten) erlangte. Mit dem beachtlichen fünften Platz von Lena Meißner brachte das EJOT Team aus Buschhütten neben dem vierten Tagessieg der Saison mit Platzziffer 11 die heiß begehrte Meisterschaft mit 97 Punkten und Platzziffer 74 unter Dach und Fach. „Ich habe ein gutes Schwimmen gezeigt und habe mich beim Radfahren gut gefühlt, auch am Berg. Es war ein tolles Rennen, es haben mich extrem viele Zuschauer angefeuert", so Meißner.

Die wiedergenesene Sophia Saller konnte ihr erstes Rennen nach ihrer Fußverletzung und großem Trainingsrückstand als 15. (1:06:06 Stunden) schmerzfrei beenden.

Witten holte sich den Vize-Titel (94 Punkte, Platzziffer 91) vor dem Schwalbe Team Krefelder Kanu Klub (87 Punkte, Platzziffer 174).

Team Managerin Sabine Jung analysierte am Osteseestrand die letzten Monate: „Die Saison 2018 war an Spannung bei den fünf Rennen kaum zu überbieten und man hat wieder einmal gesehen, wie wichtig die Platzierung der dritten Frau bzw. des vierten Mannes beim Triathlon-Team-Rennen ist. Ein großer Kader wird ebenfalls benötigt, um alle Rennen besetzen zu können. Die Mission Titelverteidigung hat uns die gesamte Saison begleitet und durch den Einsatz der Triathletinnen und Triathleten, dem Team rund um das Team - dazu gehören u.a. Physiotherapeut Carsten Wunderlich und seine Mitarbeiter, der Sportliche Leiter Marco Göckus sowie die Team-Betreuer Heiner Stötzel und Andrea Göckus - und besonders unseren Partnern ist es möglich geworden, erneut als Doppelmeister an der Spitze der 1.Triathlon-Bundesliga zu stehen. DANKE..."

Auch der sportliche Leiter Marco Göckus war nach dem DM-Doppelpack erleichtert: „Es war dieses Jahr so knapp und so schwer wie noch nie. Die Konkurrenz hat sich deutlich nach vorne entwickelt. Bei den Frauen, wo viele wegen Verletzungen und der Vorbereitung für Olympia 2020 nicht starten konnten, war es extrem knapp. Es war schon sehr aufregend. Unter einer so hohen Anspannung haben wir noch nie gestanden. An unserem Erfolg sind ganz viele Leute beteiligt. Am meisten gefreut habe ich mich neben dem Double über den Deutschen Meistertitel von Lasse Lührs und seinen Sieg in Tübingen. Er wird auch 2019 bei uns bleiben. Es war in dieser Saison „so viel zu tun wie nie zuvor, wir hatten immer mit Problemen zu kämpfen. Wir werden den Erfolg für eine kleine Zeit sacken lassen. In naher Zukunft stehen dann aber schon die Planungen für die Bundesliga-Saison 2019 an."


Ergebnisse:
Teamwertung Herren-Bundesliga Tageswertung Binz:
1. EJOT Team Buschhütten, Platzziffer 38, 20 Punkte
2.KiologIQ Team Saar, Platzziffer 44, 19 Punkte
3. Triathlon Potsdam, Platzziffer 61, 18 Punkte

Tabelle Herren-Bundesliga nach 5 von 5 Rennen:
1. EJOT Team TV Buschhütten, 99 Punkte, Platzziffer 155
2. Triathlon Potsdam, 93 Punkte, Platzziffer 231
3. KiologIQ Team Saar, 93 Punkte, Platzziffer 257

Einzelwertung Herren-Bundesliga Tageswertung Binz
1. Anthony Pujades (FRA, EJOT Team TV Buschhütten) 54:25 Minuten
2. Maximilian Schwetz (KiologIQ Team Saar) 54:33 Minuten
3. Felix Duchampt (FRA, EJOT Team TV Buschhütten)) 54:50 Minuten
4. Jonathan Zipf (EJOT Team TV Buschhütten) 55:07 Minuten
28. Thomas Springer (AUT, EJOT Team TV Buschhütten) 56:37 Minuten
33. Jonas Hoffmann (EJOT Team TV Buschhütten) 56:52 Minuten

Endstand Einzelwertung Herren-Bundesliga nach 5 Rennen:
1. Jorik van Egdom (NED, Triathlon Potsdam) 86 Punkte, 4 Rennen
2. Lasse Lührs (EJOT Team TV Buschhütten) 64 Punkte, 3 Rennen
3. Maximilian Schwetz (KiologIQ Team Saar) 63 Punkte, 4 Rennen
4. Felix Duchampt (FRA, EJOT Team TV Buschhütten) 62 Punkte, 4 Rennen
8. Jonathan Zipf (EJOT Team TV Buschhütten) 43 Punkte, 4 Rennen

Teamwertung Damen-Bundesliga Tageswertung Binz:
1. EJOT Team TV Buschhütten, Platzziffer 11, 20 Punkte
2. SG Triathlon Witten, Platzziffer 13, 19 Punkte
3.Schwalbe Team Krefelder Kanu Klub, Platzziffer 29, 18 Punkte

Tabelle Damen-Bundesliga nach 5 von 5 Rennen:
1. EJOT Team TV Buschhütten, 97 Punkte, Platzziffer 74
2. Triathlon Witten 94 Punkte, Platzziffer 91
3. Schwalbe Team Krefelder Kanu Klub 87 Punkte, Platzziffer 174

Einzelwertung Damen-Bundesliga Tageswertung Binz:
1. Zsófia Kovács (HUN, Triathlon Witten) 1:02:18 Stunden
2. Lucy Hall (GBR, EJOT Team TV Buschhütten) 1:02:33 Stunden
3. Anja Knapp (SG Triathlon Witten) 1:02:42 Stunden
4. Emmie Charayron (FRA, EJOT Team TV Buschhütten) 1:02:54 Stunden
5. Lena Meißner (EJOT Team TV Buschhütten) 1:03:13 Stunden
15. Sophia Saller (EJOT Team TV Buschhütten) 1:06:06 Stunden

Endstand Einzelwertung Damen-Bundesliga nach 5 Rennen:
1. Anja Knapp (SG Triathlon Witten) 76 Punkte, 4 Rennen
2. Emmie Charayron (FRA, EJOT Team TV Buschhütten) 66 Punkte, 4 Rennen
3. Gillian Backhouse (AUS, Schwalbe Team Krefelder Kanu Klub) 61,5 Punkte, 3 Rennen
6. Anna Maria Mazzetti (ITA, EJOT Team TV Buschhütten) 49,5 Punkte, 3 Rennen
8. Sophia Saller (EJOT Team TV Buschhütten) 46 Punkte, 3 Rennen

Bericht und Fotos Thorsten Wroben